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  Lektion 32
 

Cursus Continuus Ausgabe A, Lektion 32: Lob der Demokratie

Wir haben einen Staat von solcher Art, dass wir nicht voll Neid auf die Gesetze anderer Städte schauen; vielmehr geben wir eher selbst manch einem ein Beispiel als dass wir uns an anderen ein Beispiel nehmen. Und mit Namen wird unsere Staatsform genannt, weil nicht von wenigen, sondern vom Volk alle Macht ausgeht. Gleiche Rechte haben alle Bürger, und niemand wird durch die Niedrigkeit seiner Herkunft behindert, wenn er nur in irgendeinem Bereich dem Staat nützen kann. Da wir in allen Dingen auf Freiheit bedacht sind, hüten wir uns davor, irgendjemands Worte und Taten argwöhnisch unter die Lupe zu nehmen und sind auch niemanden böse, wenn er etwas nach Lust und Laune tut, falls nicht irgendein Gesetz es verbietet.
Unsere Stadt steht allen offen, wir weisen keine Fremden aus und halten niemanden von irgendeiner Instruktion oder Vorführung fern, nicht einmal dann, wenn es wahrscheinlich ist, dass er von unseren Feinden geschickt wurde, um irgendwelche Dinge auszuspionieren. Ich weiß, dass bei bestimmten Völkern Griechenlands die Jungen streng erzogen werden, da man glaubt, dass auf diese Weise ihre Leistungsfähigkeit enorm gesteigert werde. Wir aber sind nicht derselben Ansicht:
Wir führen ein angenehmes Leben, wir lieben alles, was schön ist; trotzdem nehmen wir dieselben Gefahren auf uns wie andere: Ohne jede Furcht ziehen wir den Feinden entgegen und erringen meistens den Sieg über sie.
Es wird sich aber, wenn jemand die Sache genauer ins Auge fasst, herausstellen, dass diejenigen seelisch gefestigter sind, die sowohl die Freuden wie die Schrecken des Daseins kennen und weder Kämpfen noch Gefahren aus dem Weg gehen.
Darum, so glaube ich, kann niemand bezweifeln, dass diese Stadt unerschüttlicher ist als alle anderen, zumal da ihre Meere, alle Länder offenstehen. Aus diesem Grund werden wir die Bewunderung sowohl der Menschen unserer eigenen Epochen als auch der künftigen hervorrufen und wünschen uns keinen Dichter, nicht einmal Homer, als Lobredner.

Ein Tyrann und zwei Freunde (2)
Fortsetzung von 31V:
1. Weil Dämon das Leben seines Freundes so hoch achtete wie sein eigenes Leben, beeilte er sich, damit jener (der Freund) keinen Schaden erleide.
2. Doch durch irgendeine Gefahr wurde er daran gehindert, zur (rechten) Zeit zurückzukehren.
3. Schon machte der Tyrann Anstalten (parare mit Inf.: machte sich daran), den Freund zu töten (umzubringen), als Dämon endlich (genau) zu derselben Stunde erschien (auftauchte) und rief:
4. „Sieh her, ich bin da! Mit höchsten Kräften (aller Kraft) habe ich mich beeilt, damit ja niemand meinen Freund auf irgendeine Weise verletze (damit auf keinen Fall jemand meinem Freund ein Leid antue, „ein Haar krümme").
5. Der Tyrann hatte niemals vor dieser Zeit (noch nie zuvor, bisher nie) Menschen derselben Treue (von solcher Treue) kennengelernt, und, da eine Freundschaft dieser Art seine höchste Bewunderung hervorgerufen hatte (erregte), konnte er kaum irgend etwas sagen (kein Wort hervorbringen).
6. Schließlich ließ er von der Strafe ab (verzichtete er auf die Bestrafung) und bat jene (die) beiden Männer, daß sie ihn selbst als dritten in ihre Freundschaft (ihren Freundschaftsbund) aufnähmen (ihn... aufzunehmen).


Jemand von den Freunden des Damokles war neidisch auf die Kraft des Dionysius und dessen Reichtum. Jener aber sagte: "Wenn irgendjemand wünscht das Leben eines Tyrannen zu leben, erinnere er sich an meine Worte: Weder kann man jemand vertrauen, noch jemanden für einen Freund halten. Ich selbst bin nicht begierig darauf, das Leben eines Tyrannen zu leben, dennoch bedrückt jemanden (hier) der Neid. Ich war schon in eine goldene Liege gelegt worden, mir wurden viele gute Speisen serviert, ich glaubte schon an mein (gutes) Schicksaal/Glück ,als ich plötzlich ein von oben drohendes Schwert erblickte. Aus diesem Grund wurde ich so sehr erschreckt, dass mich werder irgendwelche Speisen, noch irgendwelcher Wein hielt (fesselten). Ich bat diesen so sehr: Ich erwarte, o Tyrann, das du milde walten lässt: Es soll mir erlaubt sein zu gehen !!!"


quot, quia, nam, enim (Wortstellung), cum, praesertim cum (Konjunktiv im GS: fuisset).


1.C; 2.D; 3.B; 4.E; 5.A.

1. C. Perikles weiß, daß bei manchen Stämmen Griechenlands die Jungen streng erzogen werden.
2. D. Die Athener gehen ohne jede Furcht den Feinden entgegen.
3. B. Die Athener selbst sind für die anderen ein Vorbild.
4. E. Alle Athener haben dieselben Rechte.
5. A. Der Staat der Athener steht allen offen und vertreibt keine Fremden.


vindicare -punire; munus - donum, magistratus, regere - imperare; divitiae - opes; ianua - porta; promittere - vovere, spondere; pernicies - calamitas, clades; capere -captare, comprehendere; contendere -pugnare, properare; severus - gravis; prohibere - arcere; desiderare - expetere; genus - gens; calamitas - pernicies; aspicere - spec-tare; solum - tantum; moles - labor.


1. quendam, cuiquam; 2. cuidam; 3. aliquis, ei; 4. ille; 5, ullo, eius; 6. quo, ipse, id; 7. utroque, quis-quam; 8. eum, quem.

1. Es ist hinreichend bekannt, daß ein bestimmter Tyrann kaum jemandem geglaubt hat.
2. Als er einmal Ball spielen wollte, übergab er einem Jungen sein Schwert.
3. Da sagte einer von den Freunden: „Vertraust du ihm dein Leben an?"
4. Nachdem er diese Worte gehört hatte, lachte jener Junge.
5. Der Tyrann aber ließ ohne einen Urteilsspruch den Jungen und seinen Freund töten.
6. Er dachte nämlich, daß der eine verraten habe, auf welche Weise er selbst getötet werden könne, und er hatte gesehen, wie der andere diese Feststellung durch sein Lachen bestätigt hatte.
7. Nachdem aber beide tot waren, war niemand trauriger als der Tyrann, und niemand war betrübter.
8. Er hatte nämlich begriffen, daß er den verloren hatte, den er am meisten geliebt hatte.


victis; portabant; haberent; finito; ibant; rogantes; fecit; concessa; agent.

1. Nachdem die römischen Heere von Hannibal besiegt worden waren, drohten der Stadt Rom riesige Gefahren.
2. Viele Frauen trugen ihr Gold zu den Beamten.
3. Da wurde auf Veranlassung des Gaius Oppius, eines Volkstribunen, durch Gesetz beschlossen, daß Frauen wegen der Gefahr für den Staat kein Gold oder Purpurkleidung haben sollten.
4. Nach Ende des Krieges versuchten einige Tribunen, dieses Gesetz aufzuheben.
5. Viele Menschen gingen aufs Forum.
6. Die verheirateten Frauen belagerten alle Zuwege und baten, daß ihnen ihre frühere Zierde zurückgegeben würde.
7. Aber der Konsul Marcus Porcius Cato hielt im Senat folgende Rede:
8. „Was werden die Frauen dann erst versuchen, wenn ihnen diese Sache gestattet worden ist?
9. Alle Rechte werden sie für sich beanspruchen, und bald werden sie im Senat wie Männer tagen."


Ein Volk wird Beamte und Fürsten (Männer, die den Staat führen) als Könige und Tyrannen (diktatorische Herrscher) bezeichnen, wenn sie ihnen (dem einzelnen) nicht reichlich Freiheit bringen (weitgehende Freiheit gewähren). Diejenigen, die den führenden Männern gehorchen (Führung akzeptieren), werden von diesem (einem solchen) Volk gehetzt (gebrandmarkt) und freiwillige Sklaven genannt (als willfährige Untertanen hingestellt) werden. In einem solchen Staat ist es notwendig, daß alles voll von Freiheit ist (gibt es zwangsläufig keine Schranken mehr, so), daß jedes Privathaus frei von Herrschaft (ein herrschaftsfreier Raum) ist, (so) daß der Vater Angst vor dem Sohn hat (und) der Sohn den Vater verachtet, (so) daß es keinen Unterschied zwischen Bürgern und Fremden gibt, daß der Lehrer die Kinder fürchtet und die Kinder den Lehrer ablehnen, (so) daß sogar Sklaven sich freier benehmen, (größere Freiheiten herausnehmen und) Ehefrauen (verheiratete Frauen) über dieselben Rechte verfügen wie ihre Männer. Aus dieser unbegrenzten (grenzenlosen) Freiheit werden die Bürger so weich (so wenig belastbar) hervorgehen, daß sie nicht einmal die geringste Kraft der Herrschaft (einen noch so geringen Druck, der von Herrschaft ausgeht) ertragen können.

b) Zu Platons Lebzeiten war die attische Demokratie nach ihrer Blütezeit unter Perikles im Verfall begriffen. Platon war persönlich enttäuscht von der Demokratie wegen der ungerechten Verurteilung des Sokrates. Zu Platons Staatsauffassung: Die Menschen haben von Natur aus verschiedene Anlagen (nicht jeder ist in gleicher Weise zu allem befähigt). Ein vollkommener, gerechter Staat kann deshalb nur einer sein, in dem jeder einer seiner Anlage gemäßen Aufgabe nachgeht (vgl. die drei Stände in der Politeia). Herrschen kann daher nicht prinzipiell jeder, sondern nur einer, der die Erkenntnis von den höchsten Ideen (u. a. die Idee der Gerechtigkeit) hat, d. h. der ausgebildete Philosoph.

c) auch sonstige Fremdwörter heraussuchen: Prinz, Prinzip (princeps); liberal, (libertas bzw. liber); Minister, Ministrant (ministrare bzw. minister); regieren (rex bzw. regere); Vokal (vocare); parieren (parere); Agitation, agitieren (agitare); populär (populus); servil, servieren (servus); Volontär (voluntarius); Appell (appellare); Republik (res publi-ca); Plenum, Plenarsitzung (plenus); Necessaire (necesse); privat (privatus); vakant, Vakanz (vacare); Dominanz, dominieren (dominatus bzw. dominare); diskriminieren (discrimen); zivil (civis); Meister (magister); Jura, Jurist (ius); Infinitesimalrechnung (infinitus); Moll (mollis); Minimum, minimal (minimus); Imperialismus (imperium); Potenz, potent, Potential, potentiell (posse).


civis, civitas, dominatus, dux, imperator, imperium, libertas, magistra-tus, pax, plebs, populus, rex, senatus, tribunus, tyrannus; mögliche Ergänzungen: con-sul, curia, dictator, eques, forum, officium, munus, patres, plebeius, praetor, quaestor, regnum, Senator, tribunatus.


Stoa: Ein Weiser tritt an den Staat heran (betätigt sich politisch), falls ihn nicht etwas daran hindert. - Epikur: Kein Weiser betätigt sich politisch, es sei denn, er wird durch etwas dazu gezwungen.
 
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