Cursus Continuus Ausgabe A, Lektion 48: Praeceptor Germaniae
Ein strenger Lehrer
Ich hatte einen Lehrer, der ein ausgezeichneter Grammatiker war. Er führte mich an die Grammatik heran, und er tat es so (führte mich so), daß ich Satzbaupläne machte. Er zwang mich, die Regeln des Satzbaus an zwanzig oder dreißig Vergilversen dazustehen (wiederzugeben). Nichts ließ er mich übergehen.
Wenn ich mich irrte, verabreichte er mir Schläge, aber doch mit der Zurückhaltung, die angebracht war So machte er mich zum Grammatiker. Er war ein sehr tüchtiger Mann und hatte mich lieb wie seinen Sohn, und ich ihn wie meinen Vater (Ja>, jener wurde von mir geliebt, obwohl er so streng war (diese Strenge zeigte/gebrauchte). Indes war es keine Strenge, sondern eine väterliche Züchtigung, die mich zur Gründlichkeit anhielt.
Abends wurde ich gezwungen, mir die Regeln einzuprägen (anzueignen, zu erwerben), damit ich sie aufsagen konnte. Ihr seht, daß der Unterricht strenger war als er jetzt ist.
Literatur und Bildung
Es liegt nicht (zu) wenig daran, an welcher Art von Literatur sich die jungen Leute bilden, sowohl aus vielen anderen (Gründen) als ganz besonders deshalb, weil nichts wirksamer ist, die geistigen Fähigkeiten und den Charakter der Menschen zu verändern, als literarische Werke. Denn fast stets ist ein jeder so, wie ihn sein Bildungsgang formt, und kein Werk der Literatur scheint mir gut außer (denen), die sich das Gute zum Ziel gesetzt haben (guten Geistes sind). Daher ist es vordringlich (besser), die Jugend an den besten Schriften zu bilden, denn den besten Charakter schaffen (bringen) die besten Bücher
So bleibt also übrig, ihr jungen Männer, daß ihr euch etwas zutraut, wiewohl die Sache sich so verhält, daß schwierig ist, was schön ist. Trotzdem wird (euer) Fleiß mit der Schwierigkeit so fertig werden, daß ich hoffe, ihr werdet euch mit weitaus geringerer Anstrengung das Gute aneignen als das Schlechte.
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